STT-Wahlkampf er

Am 6. Juni 2009 findet in Bern die a. o. Delegiertenversammlung von Swiss Table Tennis statt und mit der Bekanntgabe der offiziellen Kandidaturen ist der Wahlkampf definitiv eröffnet. Der Neuhauser Herrentrainer Pedro Pelz kandidiert als Chef Leistungssport und tritt gegen Georg Silberschmidt als bisherigen und eigentlich zurückgetretenen Amtsinhaber an.

Für das Präsidium von Swiss Table Tennis gibt es mit Reto Bazzi, Jean-Pascal Stancu und Fränzi Zingg-Lüssi zurzeit nicht weniger als drei Kandidaten. Wir unterhalten uns mit TTCN-Präsident Urs Schärrer über die Ausgangslage, die Wahlchancen von Pedro Pelz und die sich daraus für den TTC Neuhausen ergebenden Konsequenzen.

Weshalb stellt sich Pedro Pelz als Kandidat für die Wahl als Chef Leistungssport gegen den bisherigen Amtsinhaber Georg Silberschmidt zur Verfügung? 

Urs Schärrer: Als U18-Nationaltrainer der Jungen hat er seit zwei Jahren guten Einblick in das Ressort Leistungssport erhalten und damit die massiven Führungsmängel des bisherigen Amtsinhabers unmittelbar zu spüren bekommen. Pedro Pelz ist wie die anderen Kadertrainer Karl Rebmann, Pavel Rehorek und Sonja Wicki nicht mehr bereit diesen Larifarikurs mitzumachen. Durch die Unterstützung seiner Trainerkollegen und vieler unzufriedener Nationalspieler will er es nicht bei konstruktiver Kritik an dem jetzigen Amtsinhaber bewenden lassen, sondern selbst in die Verantwortung gehen. Dies trotz der momentan sehr schwierigen Situation bei STT. Bei einer Wahlniederlage wird es für ihn, wie auch für Sonja Wicki, keine Mitarbeit bei STT mehr unter Georg Silberschmidt geben. Ich habe Pedro Pelz als Vollbluttrainer kennen gelernt, der sich mit ganzer Kraft für den Tischtennissport einsetzt. Pedro ist nicht mehr bereit zuzuschauen, wie der Leistungssport inkompetent geführt und weiter an die Wand gefahren wird. Ich bin überzeugt, dass es Pedro Pelz gelingen wird die Situation innert nützlicher Zeit substanziell zu verbessern. 

Wie stufst du seine Wahlchancen ein?
 

Urs Schärrer: Der Wahlkampf hat natürlich bereits vor der offiziellen Kandidatur begonnen, weil wir vermutet haben, dass der Rücktritt von Georg Silberschmidt nur eine Finte war um im März kurzfristig die Gemüter zu beruhigen und sich nicht dem eingeleiteten Abberufungsverfahren stellen zu müssen. Die Wahl ist offen. Nicht alle kennen Pedro Pelz, dennoch ist die Zeit reif für eine Veränderung. Sehr viele direktbetroffene Spieler, Trainer und Funktionäre haben von Silberschmidts Machenschaften die Nase gestrichen voll und wollen einen Wechsel.
 Bekanntlich ist die Amtsführung im Leistungssport in den letzten Monaten massiv kritisiert worden und Georg Silberschmidt hat im März bekanntgegeben sein Amt zur Verfügung zu stellen.

Weshalb will er nun doch weitermachen? 

Urs Schärrer: Das weiss ich nicht. Es ist mir völlig rätselhaft, weshalb er noch nicht erkannt hat, dass er den Rückhalt verloren hat. Wenn er nun dieses und jenes verspricht und in Zukunft alles besser machen will, nützt das nichts mehr. Er hat seit seiner Amtsübernahme viel zu viel Geschirr zerschlagen und das Vertrauen bei den meisten verloren. Vielleicht hat er sich von seinen Kollegen im alten Zentralvorstandsausschuss (ZVA) verleiten lassen, sich wieder ins Rennen zu bringen.
   

Für das Präsidium stehen nicht weniger als drei Kandidaten zur Verfügung. Wer von den drei offiziellen Kandidaten wird vom TTC Neuhausen favorisiert?
 

Urs Schärrer: Mit Reto Bazzi und Jean-Pascal Stancu stehen zwei gute und in der Tischtennisschweiz bekannte Kandidaten zur Auswahl, welche beide viel tischtennismässiges Know-How in die Wagschale bringen. Aufgrund der sprachlichen Voraussetzungen (deutsch-französisch), der Führungserfahrung und den Verbindungen in die internationalen Gremien werden wir in erster Linie die Wahl von Reto Bazzi unterstützen. Die Bewerbung von Fränzi Zingg-Lüssi als Vertreterin des bisherigen ZVAs ist für die heutige Problemlage mitverantwortlich und hat sich in der Vergangenheit mit Georg Silberschmidt verschiedentlich solidarisiert. Zudem hat sie nicht das Rüstzeug, das für die Besetzung einer solchen Position unbedingt notwendig ist. Wir stufen ihre Wahlchancen als sehr klein ein.
 

Was hat eine allfällige Wahl von Pedro Pelz als Chef Leistungssport für den TTCN für Konsequenzen?
 

Urs Schärrer: Pedro Pelz verdient sein Einkommen als Familienvater zu 100 % als Tischtennistrainer. Der Chef Leistungssport ist zurzeit eine ehrenamtliche Tätigkeit, die nicht entschädigt wird. Pedro Pelz muss also weiterhin sein Einkommen als Tischtennistrainer verdienen können. Im Falle einer Wahl wird er nicht mehr als NL-Spieler für unseren Club zur Verfügung stehen, das hat er uns mitgeteilt. Auch das wichtige Coaching unserer Spieler bei nationalen Veranstaltungen will er nicht mehr machen. Er sagt, dass er versuchen will sich strikt neutral zu verhalten. Interessenkonflikten will er mit klaren Ausstandsregeln entgegentreten. Lediglich als Trainer im STT-Stützpunkt wird er für alle Stützpunktteilnehmer, ob von Neuhausen oder anderswo her, das Training leiten. Ich zweifle nicht daran, dass er mit der Situation gut umgehen kann. Er hat schon bisher die Messlatte für die Neuhauser Spieler höher gelegt als für andere. Die Saison 2009/10 wird wohl eine Übergangssaison sein und der neue ZVA wird auf die Saison 2010/11 im Ressort Leistungssport wohl über die eine oder andere Änderung beschliessen. Wenn Pedro Pelz nicht gewählt wird, ist das für uns alles andere als ein Unglück, weil er dann in der bisherigen Form erfolgreich für uns weiterarbeiten kann.