Schweizer unterliegen vor 2000 begeisterten Fans gegen Stadtauswahl Tianjin

 In der mit 2000 Zuschauern ausverkauften Sportarena von Ninghe, einem Vorort von Tianjin, zog sich das Schweizer Nationalteam gegen Tianjins Auswahlmannschaft erfreulich achtbar aus der Affäre. Gegen die chinesischen Profispieler, die sich allesamt voll auf den Tischtennissport konzentrieren, unterlag die Damen/Mädchenmannschaft von Trainer Pavel Rehorek mit 2:12 und konnte sich im Vergleich zur ersten Auseinandersetzung, in welcher kein Spiel gewonnen wurde, deutlich steigern. Das Herren/Knabenteam von Trainer Pedro Pelz siegte ebenfalls zweimal und unterlag am Ende mit 2:8-Punkten.


Zu Beginn des Vergleichswettkampfes, zu dem hochrangige Gäste der Stadt geladen waren, die ihren Platz auf der Ehrentribüne fanden, wurde das Schweizer Team mit gross ausgehängten Transparenten mit der Aufschrift „Willkommen Schweizer Tischtennisnationalmannschaft“ mehr als freundlich empfangen. Bei der Begrüssungsrede der Stadtoberhäupter wurden im Hintergrund die Nationalflaggen der Schweiz und China gehisst. 2000 frenetisch feiernde Tischtennisfans applaudierten nicht nur lautstark ihrem Team, sondern auch den Eidgenossen zu. Nach der offiziellen Zeremonie und Wimpeltausch ging es dann zur Sache.


 Bei den Herren war die Verletzung von Nicola Mohler noch nicht ganz auskuriert, so dass Trainer Pelz ihn lediglich im Doppel mit Christian Hotz einsetzen wollte. Da das Doppel Hotz/Graber im 1. Vergleichskampf nicht optimal harmonierte, und so die gewünschte Leistung nicht abrufen konnte, sollte es mit Mohler/Hotz besser klappen. Dann ging es los. Abwehrass Li Jian, der für Mohler spielte, siegte in einem hochklassigen Match mit atemberaubenden Ballwechseln über Liu Xi Bo mit 3:1, während Niki Schärrer gegen Lei Wai chancenlos war. Nun war es am hinteren Paarkreuz mit Christian Hotz und Marco Graber wenigstens für den einen, so wichtigen Punkt zu sorgen. Hotz wirkte kämpferisch, doch nutzte er seine Möglichkeiten nicht und patzte stets am Ende der Sätze. Marco Graber wirbelte wie bei seinem ersten Sieg gegen Gao Peng durch die Box, wirkte aber in den entscheidenden Phasen gehemmt. Trotz grosser Siegmöglichkeit und komfortabler Führungen (9:7 Satz 1, 10:6 Satz 2, 9:8 Satz 3) ging die Partie mit 0:3 an Gao. „Marco wollte seinen Sieg von letzter Woche unbedingt wiederholen. Er war vor diesem Spiel hoch motiviert und sehr konzentriert. Leider war er heute in den wichtigen Phasen nicht clever genug. Er wollte mit dem Kopf durch die Wand und den Sieg mit der Brechstange erzwingen, anstatt weiter mit seinen Spinbällen zu agieren. Das Spielsystem von Gao kommt Marco eigentlich sehr entgegen. Diese Niederlage ist nicht nur schade, sondern etwas ärgerlich. Der Punkt wäre für uns sehr wichtig sehr gewesen,“ so Trainer Pelz zur vertanen Chance des flinken Linkshänders.

Dann die Doppel: Da Li/Schärrer in der ersten Begegnung Wei/Liu unterlegen waren, wurden sie diesmal auf das Doppel Liang/Gao angesetzt. Dies zahlte sich aus. Das gut harmonierende Paar spielte gross auf und setzte sich glatt in drei Sätzen durch. Nun war es dem zweiten Doppel Mohler/Hotz vorbehalten mit einem Sieg über das Spitzendoppel Wei/Liu den 3:3-Ausgleich zu schaffen. Die beiden fighteten sich nach anfänglichen Schwierigkeiten in das Spiel hinein und erzwangen den alles entscheidenden fünften Satz, den sie bis zum Ende hin offen gestalten konnten. Doch wieder gingen die „Big Points“ und der Sieg an die Asiaten. In der Folge gab es nichts mehr zu ernten. Lediglich Li Jian spielte sich in der besten Begegnung des Tages – gespickt mit attraktiven Ballwechseln – in die Verlängerung des fünften Durchgangs. Doch wie seine Teamkollegen hatte auch er heute am Ende gegen Wie Lai das Nachsehen. Schärrer, Hotz und Graber gelang im Anschluss kein Satzgewinn mehr. Somit war der Endstand von 2:8 besiegelt. „Es ist schon auffällig, dass wir alle drei hart umkämpften Spiele abgeben mussten. Die Spieler haben sicherlich alle gefightet, doch die Defizite bei der Aufnahme und Umsetzung von taktischen Vorgaben ist nicht von der Hand zu weisen. Das war heute doch aufällig,“ so das Fazit von Teamcoach Pelz.

Bei den Damen waren die Vorzeichen anders gesetzt. Hier konnte von einem Gesamtsieg nicht ausgegangen werden. Umso erfreulicher das Abschneiden des Teams. Zu Beginn wurden in der Partie 6 gegen 6 die Doppel ausgetragen. Monika Führer/Laura Schärrer konnten sich gegen Chen Xiao Ting/Liu Jia gleich gut in Szene setzen und drehten nach 3:6-Rückstand im ersten Satz das ganze Spiel mit 3:1 zu ihren Gunsten. „Laura hat sich gut an die taktischen Vorgaben gehalten. Treibende und entscheidende Kraft war heute aber Monika, die in der Lage war, in den wichtigen Situationen mit ihrem kompromisslosen und druckvollen Angriffsspiel die nötigen Siegpunkte einzuspielen," so das Résumée von Trainer Pavel Rehorek. Die andern beiden Paarungen Katja Marthaler/Rachel Moret und Jacqueline Weiss/Romana Stöckli waren erwartungsgemäss ohne Siegchance. In den Einzelspielen war es dann der gut aufgelegten Monika Führer vorbehalten, den einzigen Sieg gegen Kong Jing zu erringen. Laut Rehorek war ihr 3:1-Sieg hervorragend herausgespielt. „Moni hat sich heute hervorragend durchgesetzt und mit ihrem knappen 13:11-Erfolg bereits im wichtigen ersten Satz den Grundstein für ihren Sieg gelegt. Dass sie dann im zweiten Durchgang nochmals mit 13:11 nachgesetzt hat, war beeindruckend. Sie ist auf einem guten Weg,“ so ein zufriedener Coach Rehorek über die Leistung seiner Spitzenspielerin. Nach den Niederlagen von Rachel Moret und Katja Marthaler lag die Chance bei Laura Schärrer für einen weiteren Sieg der Schweizerinnen zu sorgen. Trotz 1:0-Satzführung, einem 9:9-Punktestand im zweiten und einer 8:5-Führung im dritten Satz ging die Partie mit 1:3 an Cheng Xiao Ting. Nach Aussage des Trainers war hier deutlich mehr drin, doch spielte die junge Linkshänderin in den wichtigen Phasen nicht aggressiv genug und versuchte die Führungen durch passive Vorgehensweise und ohne Risikobereitschaft zu verwalten. „Das kann gegen diese Mädels nicht funktionieren“, so Rehorek weiter. Alle anderen Begegnungen gingen mehr oder weniger deutlich an die chinesische Auswahltruppe.

Nach der Siegerehrung und Verleihung diverser Preise und einem gemeinsamen Abendessen traten die Teams um 23.15 Uhr in einer 90-minütigen Busfahrt gemeinsam die Heimreise an, da am nächsten Morgen um 09.00 Uhr wieder Training auf dem Programm stand. Um 09.40 Uhr und 21.40 Uhr wurde im Chinesischen Fernsehen dann eine Zusammenfassung der Begegnung ausgestrahlt.